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Die Deklination der Konstante(n)
(zu alt für eine Antwort)
Stefan Ram
2012-04-08 17:35:46 UTC
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Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch,de.sci.mathematik

Eine für gewöhnlich sehr zuverlässige Quelle gibt die
Deklination des Substantivs »Konstante« so an:

Singular Plural
Nominativ die Konstante die Konstanten
Genitiv der Konstante der Konstanten
Dativ der Konstante den Konstanten
Akkusativ die Konstante die Konstanten

Singular Plural
Nominativ die Variable die Variablen
Genitiv der Variablen der Variablen
Dativ der Variablen den Variablen
Akkusativ die Variable die Variablen

Zum Vergleich habe ich darunter auch gleich noch die
Deklination des Substantivs »Variable« nach derselben Quelle
angegeben.

Es fallen Unterschiede im Genitiv und Dativ Singular auf.
Kennt jemand eine nachvollziehbare Begründung für diese
Unterschiede?

Eine zweite Quelle erlaubt bei »Konstante« im Genitiv
Singular doch ein »n«!

Eine dritte Quelle folgt zunächst der ersten, erlaubt dann
aber ebenfalls das Genitiv-N als »fachsprachlich meist« und
darüberhinaus den Plural »Konstante« als »fachsprachlich meist«.

Es scheint keine rechte Einigkeit über die Deklination
dieses Wortes zu herrschen?

Außerdem stellt sich noch die Frage auf welches Fachgebiet
sich »fachsprachlich« bezieht, auf die Verwendung des Wortes
in nur einem Fachgebiet (in welchem?), nur in bestimmten
Fachgebieten oder in allen?

Und was wäre ein Beispiel für eine nicht-fachsprachliche
Verwendung von »Konstante«?

Was sagt Euer Sprachgefühl?

Eine Quelle erläutert: »Variable« werde wie ein
»attributives Adjektiv« dekliniert, »Konstante« wie ein
»echtes Substantiv« - weitere Beispiele, in denen beides
möglich sei, seien »zwei Vertikale(n)« und »zwei
Waagerechte(n)«.

Duden soll dazu etwas schreiben unter »Band 9, Richtiges und
gutes Deutsch«, »substantiviertes Adjektiv«, »Schwanken
zwischen adjektivischer und substantivischer Deklination«:
Demzufolge sind auch beim Substantiv »Variable« beide
Deklinationsarten möglich, und zwar sei die mit dem
substantivierten Adjektiv (der Variablen [Genitiv], zwei
Variable [Plural], die Variablen [Plural]) bei dem
Gebrauch als mathematisches Fachwort möglich.

Also sieht die Mathematik in dieser Wörtern häufiger noch(?)
substantivierte Adjektive, aber die Umgangssprache schon(?)
mehr »echte Substantive«?

Und zum Schluß die wichtigste Frage:

Welche Deklination von »Variable« beziehungsweise
»Konstante« sollte ich in meinen Texten über die
Programmierung automatischer Rechenmaschinen verwenden?

Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch,de.sci.mathematik
Hans Fink
2012-04-09 03:57:29 UTC
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Post by Stefan Ram
Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch,de.sci.mathematik
Eine für gewöhnlich sehr zuverlässige Quelle gibt die
Singular Plural
Nominativ die Konstante die Konstanten
Genitiv der Konstante der Konstanten
Dativ der Konstante den Konstanten
Akkusativ die Konstante die Konstanten
Singular Plural
Nominativ die Variable die Variablen
Genitiv der Variablen der Variablen
Dativ der Variablen den Variablen
Akkusativ die Variable die Variablen
Zum Vergleich habe ich darunter auch gleich noch die
Deklination des Substantivs »Variable« nach derselben Quelle
angegeben.
Es fallen Unterschiede im Genitiv und Dativ Singular auf.
Kennt jemand eine nachvollziehbare Begründung für diese
Unterschiede?
Ich nicht. Ich habe allerdings beobachtet, dass in nicht-technisch/
nicht-mathematischen Kreisen die Variable oft genauso wie die
Konstante in deinem Beispiel dekliniert wird.
Post by Stefan Ram
Eine zweite Quelle erlaubt bei »Konstante« im Genitiv
Singular doch ein »n«!
Und im Dativ Sg. ohne n? Das ist merkwürdig.
Post by Stefan Ram
Eine dritte Quelle folgt zunächst der ersten, erlaubt dann
aber ebenfalls das Genitiv-N als »fachsprachlich meist« und
darüberhinaus den Plural »Konstante« als »fachsprachlich meist«.
Nee, dieser Plural geht MUSEN gar nicht. Weder als Substantiv
noch als substantiviertes Adjektiv.
Post by Stefan Ram
Es scheint keine rechte Einigkeit über die Deklination
dieses Wortes zu herrschen?
Außerdem stellt sich noch die Frage auf welches Fachgebiet
sich »fachsprachlich« bezieht, auf die Verwendung des Wortes
in nur einem Fachgebiet (in welchem?), nur in bestimmten
Fachgebieten oder in allen?
Mir ist aufgefallen, dass in solchen Fällen häufig die
Fachsprache der Ingenieure von derjenigen der Mathematiker/
Physiker abweicht. Die von mir oben erwähnte Deklination
der Variable(n) gemäß dem Muster "Konstante" habe ich
überwiegend in Ingenieurskreisen gehört.
Post by Stefan Ram
Und was wäre ein Beispiel für eine nicht-fachsprachliche
Verwendung von »Konstante«?
Da fällt mir spontan nichts ein. Zumindest nichts, was sich
nicht wenigstens den Anstrich technisch-/wissenschaftlicher
Kompetenz geben möchte.
Post by Stefan Ram
Was sagt Euer Sprachgefühl?
Eine Quelle erläutert: »Variable« werde wie ein
»attributives Adjektiv« dekliniert, »Konstante« wie ein
»echtes Substantiv« - weitere Beispiele, in denen beides
möglich sei, seien »zwei Vertikale(n)« und »zwei
Waagerechte(n)«.
Duden soll dazu etwas schreiben unter »Band 9, Richtiges und
gutes Deutsch«, »substantiviertes Adjektiv«, »Schwanken
Demzufolge sind auch beim Substantiv »Variable« beide
Deklinationsarten möglich, und zwar sei die mit dem
substantivierten Adjektiv (der Variablen [Genitiv], zwei
Variable [Plural], die Variablen [Plural]) bei dem
Gebrauch als mathematisches Fachwort möglich.
Das ist auch meine Erfahrung.
Post by Stefan Ram
Also sieht die Mathematik in dieser Wörtern häufiger noch(?)
substantivierte Adjektive, aber die Umgangssprache schon(?)
mehr »echte Substantive«?
So scheint es.
Post by Stefan Ram
Welche Deklination von »Variable« beziehungsweise
»Konstante« sollte ich in meinen Texten über die
Programmierung automatischer Rechenmaschinen verwenden?
Die "mathematische", d.h. so wie in deinem Posting ganz zu Anfang
aus zuverlässiger Quelle zitiert. Da machst du nichts verkehrt.
Dem Nicht-Wissenschaftler wird's egal sein, der wissenschaftlich
Vorbelastete wird sich zu Hause fühlen.
Roland Franzius
2012-04-09 06:41:27 UTC
Permalink
Schluß und Nuß, naß und daß, das war gestern. Und wahrscheinlich auch
das Eßzimmer, das ich mal vergeblich in der 6. wegen äßthethischer
ßz-Bedenken abgelehnt hatte.
Post by Stefan Ram
Welche Deklination von »Variable« beziehungsweise
»Konstante« sollte ich in meinen Texten über die
Programmierung automatischer Rechenmaschinen verwenden?
Ich habe ein Lebenlang bei Schreiben Jedesmal den Grammatikgenerator
angeworfen. Jedes Mal kommt er ins Stottern.

Der Ausgang des Experiments hängt offenbar von den momentanen Werten
einer oder mehrerer Zufallsvariabler/n ab, ich tippe inzwischen auf den
Blutdruck zwischen den Ohren. Konstante Zufallsvariable wären mir an
dieser Stelle auch lieber.
--
Roland Franzius
Vogel
2012-04-09 07:15:12 UTC
Permalink
***@zedat.fu-berlin.de (Stefan Ram) wrote in news:Konstante-20120408190551
@ram.dialup.fu-berlin.de:
'Konstante' und 'Variable' bezeichnen ein 'Objekt'.
Sind also Substantive.
Werner Tann
2012-04-09 07:57:22 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Welche Deklination von »Variable« beziehungsweise
»Konstante« sollte ich in meinen Texten über die
Programmierung automatischer Rechenmaschinen verwenden?
Komplett egal. Weil die Autoren und Leser solcher Texte mehrheitlich
von Duden und Blasen wenig Ahnung haben und ihnen solche sprachlichen
Spitzfindigkeiten als belanglos erscheinen.
Yvonne Steiner
2012-04-09 09:40:58 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch,de.sci.mathematik
Eine für gewöhnlich sehr zuverlässige Quelle gibt die
Singular Plural
Nominativ die Konstante die Konstanten
Genitiv der Konstante der Konstanten
Dativ der Konstante den Konstanten
Akkusativ die Konstante die Konstanten
Singular Plural
Nominativ die Variable die Variablen
Genitiv der Variablen der Variablen
Dativ der Variablen den Variablen
Akkusativ die Variable die Variablen
Zum Vergleich habe ich darunter auch gleich noch die
Deklination des Substantivs »Variable« nach derselben Quelle
angegeben.
Es fallen Unterschiede im Genitiv und Dativ Singular auf.
Kennt jemand eine nachvollziehbare Begründung für diese
Unterschiede?
Vielleicht weil das Wort "Konstante" dem deutschen Sprachempfinden bzw.
Sprachklang näher liegt und deshalb nicht (mehr) so sehr als Fremdwort
auffällt bzw. als ein Fachwort, wie das in "die Variable" der Fall ist.

So wird die "Konstante" also nach demselben Muster dekliniert wie z. B.:
die Variante, die Tante, die Kante, ...
-- Allgemeines Volksempfinden eben.

Im Gegensatz dazu die "Variable". Mit dieser Wortendung kann ich kein
deutsches Wort als Deklinationsmuster finden und, wie gesagt, wird
dieses Wort weitaus mehr als ein ausgesprochen deutliches Fachwort
gehandelt.
Post by Stefan Ram
Eine zweite Quelle erlaubt bei »Konstante« im Genitiv
Singular doch ein »n«!
Eine dritte Quelle folgt zunächst der ersten, erlaubt dann
aber ebenfalls das Genitiv-N als »fachsprachlich meist«
¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯
Das ist nachvollziehbar.
Post by Stefan Ram
und
darüberhinaus den Plural »Konstante« als »fachsprachlich meist«.
Da muss sich ein Fehler eingeschlichen haben.
Post by Stefan Ram
Es scheint keine rechte Einigkeit über die Deklination
dieses Wortes zu herrschen?
Außerdem stellt sich noch die Frage auf welches Fachgebiet
sich »fachsprachlich« bezieht, auf die Verwendung des Wortes
in nur einem Fachgebiet (in welchem?), nur in bestimmten
Fachgebieten oder in allen?
Mit Sicherheit in Mathematik, Physik und Geometrie.
Post by Stefan Ram
Und was wäre ein Beispiel für eine nicht-fachsprachliche
Verwendung von »Konstante«?
Ich denke, immer wenn - oder überall wo - es um nicht mehr veränderbare
Werte geht, kann man von einer Konstante sprechen.
Post by Stefan Ram
Was sagt Euer Sprachgefühl?
Ich würde mich bei der Wahl der Deklination denen anpassen, die ich mit
meinem Text ansprechen will.
Post by Stefan Ram
Eine Quelle erläutert: »Variable« werde wie ein
»attributives Adjektiv« dekliniert, »Konstante« wie ein
»echtes Substantiv« - weitere Beispiele, in denen beides
möglich sei, seien »zwei Vertikale(n)« und »zwei
Waagerechte(n)«.
Duden soll dazu etwas schreiben unter »Band 9, Richtiges und
gutes Deutsch«, »substantiviertes Adjektiv«, »Schwanken
Demzufolge sind auch beim Substantiv »Variable« beide
Deklinationsarten möglich, und zwar sei die mit dem
substantivierten Adjektiv (der Variablen [Genitiv], zwei
Variable [Plural], die Variablen [Plural]) bei dem
Gebrauch als mathematisches Fachwort möglich.
Also sieht die Mathematik in dieser Wörtern häufiger noch(?)
substantivierte Adjektive, aber die Umgangssprache schon(?)
mehr »echte Substantive«?
Ja. Ja.
Post by Stefan Ram
Welche Deklination von »Variable« beziehungsweise
»Konstante« sollte ich in meinen Texten über die
Programmierung automatischer Rechenmaschinen verwenden?
Dir als ein Fachmann zeigt die Erklärung des Dudens doch den sicheren
Weg.
--
Yvonne Steiner
Horst Hase
2012-04-09 10:59:25 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Was sagt Euer Sprachgefühl?
...
Dir als ein Fachmann zeigt die Erklärung des Dudens doch den sicheren Weg.
Ach der Duden... Donna Nobis Pacem! Das wird übersetzt: Gib uns Frieden.

Und/Aber der Tuten unterscheidet nicht mal zwischen Friede und Frieden...

Gib uns Friede?

Sei jedenfalls Freide mit eich durch und mit den Gekreuzten!
Ralf Heinrich Arning
2012-04-10 22:49:51 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch,de.sci.mathematik
Eine für gewöhnlich sehr zuverlässige Quelle gibt die
Singular Plural
Nominativ die Konstante die Konstanten
Genitiv der Konstante der Konstanten
Dativ der Konstante den Konstanten
Akkusativ die Konstante die Konstanten
Singular Plural
Nominativ die Variable die Variablen
Genitiv der Variablen der Variablen
Dativ der Variablen den Variablen
Akkusativ die Variable die Variablen
Laut Zweifelsfallduden von 1985 heißt es in der mathematischen
Fachsprache im Genitiv und Dativ Singular "der Konstanten" vor.
Post by Stefan Ram
Es scheint keine rechte Einigkeit über die Deklination
dieses Wortes zu herrschen?
Keine Frage!
Post by Stefan Ram
Außerdem stellt sich noch die Frage auf welches Fachgebiet
sich »fachsprachlich« bezieht,
Mathematik (sowie verwandte und beeinflußte Gebiete).
Post by Stefan Ram
auf die Verwendung des Wortes
in nur einem Fachgebiet (in welchem?), nur in bestimmten
Fachgebieten oder in allen?
In welchen Fachgebieten wird "Konstante" noch benutzt?
Post by Stefan Ram
Und was wäre ein Beispiel für eine nicht-fachsprachliche
Verwendung von »Konstante«?
"Willi Kugel ist die Konstante im Nordwestberliner Kegelsport."
Post by Stefan Ram
Was sagt Euer Sprachgefühl?
Eine Kasusmarkierung gefällt mir hier besser.
Post by Stefan Ram
Welche Deklination von »Variable« beziehungsweise
»Konstante« sollte ich in meinen Texten über die
Programmierung automatischer Rechenmaschinen verwenden?
Wenn es Fachtexte sind, die sich nicht an den gemeinen Mann richten,
dürfte die mathematisch-fachsprachliche Form zu bevorzugen sein.

Ralf
--
Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung
unsres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.
Ludwig Wittgenstein
Philosophische Untersuchungen, § 109
Werner Tann
2012-04-11 08:48:42 UTC
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Post by Ralf Heinrich Arning
Post by Stefan Ram
Was sagt Euer Sprachgefühl?
Eine Kasusmarkierung gefällt mir hier besser.
Warum sollte im Satz
"Der Compiler verhindert, daß der Konstante ein neuer Wert zugewiesen
werden kann."
der Kasus von Konstante "unmarkiert" sein? Die Markierung des Dativs
erfolgt hier durch den Artikel.
Roland Franzius
2012-04-11 09:01:28 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Ralf Heinrich Arning
Post by Stefan Ram
Was sagt Euer Sprachgefühl?
Eine Kasusmarkierung gefällt mir hier besser.
Warum sollte im Satz
"Der Compiler verhindert, daß der Konstante ein neuer Wert zugewiesen
werden kann."
der Kasus von Konstante "unmarkiert" sein? Die Markierung des Dativs
erfolgt hier durch den Artikel.
Kein anständiger Parser eines vertrauenswürdigen Compilers lässt
Deklination der Konstanten passieren. Das geht nur mit Variablen.

In Anbetracht der Tatsache, dass es in der realen Welt keine konstanten
Konstante gibt, da diese ständig ihre Werte ändern, hat man das Konzept
"Konstante" praktisch aufgegeben.

Es stammt eben aus der Vormoderne, als Konstanten noch nicht abhängig
von der Wahl von globalen oder lokalen Bezugssystemen waren.

Man kann ja auch einfach "Zahl" sagen.
--
Roland Franzius
Christopher Creutzig
2012-04-11 16:37:36 UTC
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Post by Stefan Ram
Und was wäre ein Beispiel für eine nicht-fachsprachliche
Verwendung von »Konstante«?
Der Hund war die einzige Konstante in seinem Leben.
--
Ich frage mich allerdings, warum die Beschaffung der Daten nicht
europaweit ausgeschrieben werden mußte.
(Florian Weimer zu den schweizer Steuersünder-CDs)
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